Internationaler Block - gemeinsam kämpfen für die Rechte ALLER Studentlnnen! Gewollt unpolitisch
In fast ganz Deutschland ereignen sich seit einigen Wochen Massenproteste
von Studentlnnen - auch wir fahren nach Bonn, um an der Großdemonstration
teilzunehmen. Diese größte Studentlnnenbewegung seit langem genießt soviel
Solidarität wie sonst kaum ein gesellschaftlicher Protest. Das Symbol
dieser Bewegung ist das Giessener Wappen "LUCKY STREIK". Es
kennzeichnet den Protest als gewollt unpolitisch, aktionistisch und der
Werbe- und Konsumindustrie gegenüber bejahend. Die Masse der Studentlnnen
fordert lediglich bessere Studienbedingungen und mehr Geld fiir sich und
ihre Fachbereiche, in einem Deutschland, das zu den reichsten Ländern
dieser Erde gehört. Sie sind bereit, für den Erfolg ihrer Proteste alle
Forderungen auszuschließen, die auf die gesellschaftliche Lage der Studentlnnen,
den sozialen und politischen Zustand der BRD und deren Vormachtstellung
in der Welt verweisen konnten. Und sie werden dafür von der Presse und
den Politikerlnnen gelobt: Sogar der direkt verantwortliche Bundesbildungminister
Rüttgers erklärt schulterklopfend, die Forderungen der Studentlnnen seien
berechtigt, denn schließlich wollten sie "nicht die Weltrevolution,
sondern bessere Studienebedingungen." Wie recht er hat.
Allein schon die Tatsache, daß nur noch 15% aller Studierenden BAföG
bekommen und 68% arbeiten müssen, wird fast gar nicht thematisiert. Daß
ausländische Studierende überhaupt kein Recht auf BAföG oder ähnliche
Sozialleistungen haben, und daß sie tagtäglich dem Rassismus der Behörden
ausgesetzt sind, wird oft sogar bewußt verschwiegen. In einem Deutschland,
in dem der Rassismus des Staatsapparates und der Bevölkerung ansteigt,
argumentieren viele Studentlnnen, es habe nichts mit ihren Streiks zu
tun, gleiche Rechte auch nur für diejenigen Studentlnnen zu fordern, die
keinen deutschen Paß haben, geschweige denn sich mit denjenigen
zu solidarisieren, die überhaupt nicht die Universitäten betreten dürfen,
wie z.B. Asylberwerberlnnen. Dabei ist es ein Fakt, daß der soziale Numerus
Clausus für ausländische Studierende durch harte Sonderregelungen der
Arbeitserlaubnis und strenge bürokratische Anforderungen durch die Ausländerbehörden
schon langst eingeführt ist, und viele gar nicht erst anfangen dürfen
zu studieren. Die Erlaubnis zu studieren, erteilt hier die Ausländerbehörde,
nicht die Hochschulverwaltung. Daß also ohne eine Abschaffung der AusländerInnengesetze,
welche die Grundlage für das erniedrigende Handeln der Ausländerbehörden
bilden, Gleichheit an der Uni gar nicht möglich ist, wollen viele deutsche
Studentlnnen nicht wahr haben - weil für sie der soziale Numerus Clausus
eher begünstigend wirkt.
Ungewollt politisch
Wir bekommen an den Universitäten beigebracht, nach oben zu buckeln und
nach unten zu treten. Dementsprechend tun viele Studentlnnen alles, um
von den Herrschenden "Gehör geschenkt zu bekommen". Solidarisierung
der Professorlnnen und der führenden Politikerlnnen ist für die meisten
Streikenden eines der wichtigsten Ziele. So wichtig, daß sie lieber die
Probleme und Forderungen der ausländischen Studierenden übergehen oder
ausgrenzen, um eine Einigung mit den MachthaberInnen zu erreichen. Wie
in der gesamten Gesellschaft Deutschlands tagtäglich erlebt werden kann,
so sieht man auch an den Universitäten, daß die "Argumente"
der extremen Rechten plötzlich wie von selbst aus den Mündern der Massen
schallen. Der RCDS und die Republikaner-Hochschulgruppen argumentieren
auf den Vollversammlungen, die Mittel und Forderungen der Bewegung müssten
sich rein auf die Hochschulen, auf die Verbesserung der eigenen Lagen
beschränken, um einen wirklichen demokratischen Konsens aller Studierender
zu finden und die Bewegung zum Erfolg zu führen.
Aus diesem Konsens sind Frauen und ausländische Studierende van vornherein
ausgeschlossen. Bei den meisten aktionswütigen Studentlnnen findet diese
Taktik der extremen Rechten ihren Widerhall, wenn sie z.B. zum Thema Abschaffung
der AusländerInnengesetze erklären, man dürfe nicht gleich alles fordern,
um die vielen Studentlnnen nicht abzuschrecken, die nicht politisiert
seien. Für sie ist es also wichtiger, eine Einigung mit den rechten Studentlnnen
und den politisch Machthabenden zu treffen, als eine Einigung mit den
Studentlnnen ohne deutschen Paß! Wie kann solch eine Bewegung auch nur
eine kleinste Besserung der Lage an den Hochschulen erreichen???
Die Bundesrepublik Deutschland (BRD) ist eines der reichsten Länder dieser
Erde. Während ihre Wirtschaft beständig wächst, steigt gleichzeitig die
Armut: Sozialabbau und steigende Arbeitslosigkeit betreffen alle Teile
der Gesellschaft. Viele Arbeitsplätze gehen verloren, weil die imperialistischen
Konzerne Deutschlands lieber in den ausgebeuteten Ländern außerhalb Europas
produzieren lassen: Dort finden sie viel mehr ArbeiterInnen für viel weniger
Lohn - und gleichzeitig wird erzählt, wir müßten den "Wirtschaftsstandort Deutschland
verteidigen! Der sogenannte Standort Deutschland zieht seinen Reichtum
aus der Ausbeutung großer Teile der Welt, an der fast alle Mitglieder
dieser Gesellschaft teilhaben. Menschen aus den ausgebeuteten Ländern
dürfen nicht nach Deutschland kommen, weder um hier zu arbeiten, noch
um zu studieren. Mit den geplanten neuen Sondergesetzen (nur ausländischen
Studierenden wird bestätigt, daß Menschen von außerhalb entweder gar nicht
studieren sollen, oder aber als "Import akademischen Potentials"
gesehen werden, das die Stellung Deutschlands in der Standortkonkurrenz
verbessern helfen soll.
Ausländische Studierende müssen ihr Geld schon selber mitbringen, von
diesem Land haben sie keinen Pfennig zu erwarten. Der einzige Maßstab,
wonach ausländische Studierende gemessen werden, ist nur ihre Verwertbarkeit
für die deutsche Wirtschaft. Bundespräsident Roman Herzog verkündete noch
vor kurzer Zeit, daß für das "rohstoffarme" Deutschland Bildung
eine wichtige Ressource in der "Standortkonkurrenz" sei. Viele
der Streikbewegten denken nicht anders: Man soll "doch das Geld in
die Hochschulbildung und nicht in abenteuerliche Projekte wie den Eurofighter
investieren". Dabei denken sie nicht an die Menschen, über deren
Köpfe der Eurofighter Bomben abwerfen wird. Kurdischen Studentlnnen wurde
z.B. auf der Großdemo in Wiesbaden nicht erlaubt, zu reden. Der Charakter
dieser Streikbewegung wird sich nicht ändern, wenn wir uns nicht einmischen.
Und unsere Lage in den Hochschulen und in der Gesellschaft wird sich nicht
verbessern, wenn wir nicht unsere Stimmen erheben. Unser Kampf muß kontinuierlich
sein und bundesweit, das hat uns die Streikbewegung gezeigt. Denn Rechte
werden uns nicht gegeben - wir müssen sie uns holen!
Weg mit allen Ausländerlnnengesetzen - Kampf dem Rassismus!
Kostenlose Bildung und finanzielle Unterstiitzung für ALLE!
Gleiche Rechte für Frauen - Schluß mit der sexistischen Diskriminierung
in Hochschule und Gesellschaft!
Für ein allgemeinpolitisches Mandat!
Gegen Sozialabbau, Ausgrenzung und Hauptstadtwahn
Demo: Fr, 12. 12. 97
17 Uhr Rotes Rathaus
Route: Rotes Rathaus - Spandauer Str. - Karl-Liebknecht-Str. Unter den
Linden - Friedrichstr. - Leipziger Str- Potsdamer Platz Abgeordnetenhaus |
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